Ausschusssitzung zu Hohenstein

Ausschusssitzung zu Hohenstein

Auch erfahrene Kommunalpolitiker mussten lange nachdenken, um sich an eine vergleichbare Ausschusssitzung der Gemeindevertretung zu erinnern. Die jüngste Zusammenkunft von Bau- und Umweltausschuss hob sich durch allerlei Merkwürdigkeiten deutlich von den üblichen Zusammenkünften ab.

So wurde in der Einladung angekündigt, dass ab dem Vorbachbrunnen in der Hohensteiner Straße mit dem Bus hoch zum Hofgut gefahren werden kann. Mit ihm sollte die Befahrbarkeit der engen Serpentinenstraße getestet werden. Plötzlich standen jedoch zwei Busse zur Fahrt bereit. Neben der Gemeinde hatten auch noch die Anlieger der Hohensteiner Straße einen Bus bestellt.
Nach der schwierigen Anfahrt durch das gut beparkte Wohngebiet zeigte der Rechtsvertreter der Antragstellerin beim ersten Stop vor einem geplanten Parkplatz, wie man in einem PS-starken Porsche anfährt. An der Begehung durch die Räume des Hofgutes durften keine Anlieger teilnehmen, weil dies von der Betreiberin so verfügt wurde.
Belohnt für die zeitaufwendige Begehung wurden die verbliebenen Teilnehmer dann mit einem charakterbildenden Blick von oben herab auf Reichenbach. Die Ernüchterung folgte allerdings auf dem Fuße, weil beide Busse aus Zeitgründen schon abgefahren waren. So ging es auf Schusters Rappen zurück bis zu den PKW`s im Dorf. Zwischendurch traf man alte Bekannte: Ein Bus war wegen Motorschaden am Weg zur Nauwiese liegen geblieben.
Im Rathaus einigten sich dann beide Ausschüsse auf folgende Beschlussempfehlung an die Gemeindevertretung:
Der komplexe Sachverhalt des Bebauungsplanes wird in mehrere Teilaspekte gegliedert, die getrennt abgestimmt werden. So will die SPD-GLL-Kooperation zum Ausdruck bringen, dass esakzeptable und unzumutbare Aspekte der Planung gibt. „Wir möchten klarstellen, dass weder die SPD noch die GLL den Betrieb am Hohenstein „totmachen“ wollen, wie das Mitglieder anderer Fraktionen immer wieder behaupten. Manches kann mitgetragen werden, anderes belastet die Anliegersituation am Hohenstein zu sehr und muss daher verworfen werden“, so Boris Ertl als Vertreter im Umweltausschuss.
Die bereits illegal errichteten Parkplätze im ehemaligen Hausgarten sowie hinter dem Springbrunnen werden akzeptiert um einen ordnungsgemäßen Parkbetrieb in vorhandener Größenordnung zu ermöglichen. Ferner wurden die Parkplätze am Raidelbacher Weg mitaufgenommen. Abgelehnt wurde jedoch der Parkplatz auf der „grünen Wiese“ weit unterhalb des Hofgutes, da er erstens den Naherholungswert am Hohenstein belastet und die Landschaft u.a. aufgrund der Kuppenlage stark zerschneidet.
Die Verkehrsproblematik wurde u.a. mit den Anliegern eingehend besprochen. Hier wurde ein Kompromiss erzielt, der darauf hinausläuft, dass die unzumutbaren Probleme mit Großbussen dadurch abgemildert werden, indem zukünftig nur noch Kleinbusse der Größenordnung 25-30 Sitze erlaubt sind.
In den letzten Jahren wurde zunächst eine Gästezahl von 80 Personen am Hohenstein zugelassen. Dies wurde dann ohne Beteiligung des Parlamentes und der Bürger durch das Kreisbauamt auf 275 Gäste aufgestockt. Im Einvernehmen zwischen SPD, GLL und Anliegern herrschte Einigkeit darüber, dass damit die Belastungsgrenze erreicht ist. Somit bleibt die zugelassene Gästezahl bei 275.
Auch der beantragte Heuboden bleibt ohne Genehmigung, da nach Einschätzung von GLL und SPD mit Heuboden die verträgliche Größenordnung am Hohenstein überschritten wird. Die 275 zugelassenen Gäste können sich derzeit schon flexibel auf die Scheune, den Kuhstall, den Innenhof und den Bewirtungsraum im Herrenhaus verteilen.
Die talseitig beantragten Terassen sind aufgrund der davon ausgehenden abend- und nächtlichen Geräuschemissionen in die nahen Wälder und die Talaue aus Sicht der SPD-GLL- Kooperation nicht verantwortbar und wurden daher abgelehnt.
Die Ausschussmitglieder der CDU präsentierten bei den meisten Punkten zunächst eine andere Einschätzung und wollten beispielsweise die Gästezahl auf 400 anheben. Aufgrund der argumentativen Einigkeit von SPD und GLL wollten Teile der CDU die Sitzung schon vor der Abstimmung verlassen, zogen sich weitgehend in ein „Schneckenhaus“ zurück und enthielten sich meist der Stimme.
Alles in allem möchte man Familie Voss damit einen gesicherten Weiterbetrieb in jetziger Größenordnung ermöglichen ohne Anlieger und Natur über das erträgliche Maß zu belasten. Insbesondere die Entspannung des Verkehrsproblems durch Kleinbusse – sofern die Betreiberin des Hofgutes zustimmt – beruhigte die Anliegerschaft deutlich.

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