Bericht vom Infoabend der GLL zum Thema Wasserversorgung

„Die traurige Situation des Riedwaldes ist weitgehend von Menschenhand gemacht und das Sterben der Bäume in besonderer Weise durch die Entnahme von Tausenden Kubikmeter Grundwasser geprägt. Das Lautertal macht hierbei schon ab Sommer 2017 mit – in verhältnismäßig kleinem Ausmaß – aber leugnen kann man es nicht“. Dergestalt lässt sich das Ergebnis eines Informationsabends `Trinkwassergewinnung und Waldversteppung im Ried` zusammenfassen, den die Grüne Liste Lautertal jüngst  veranstaltete. Hierbei konnten die Grünen, den Bundestagskandidaten der Kreisgrünen, Moritz Müller, Mitarbeiter aus allen anderen politischen Gruppen des Lautertals sowie Bürger begrüßen.

Guido Carl, vom BUND-Bergstraße erläuterte hierzu Hintergründe und Fakten aus dem Blickwinkel des Naturschutzes. Hierbei ging es ihm nicht darum, Schuldige zu benennen oder gar mit dem Finger auf die Wassergewinnungswerke wie die Riedgruppe-Ost zu zeigen. Dort mache man seine Arbeit analog der Vorgaben aus Politik und Verwaltung. Es laufe dort nichts Unrechtmäßiges. Die negativen Folgen für den Wald seien jedoch unüberseh- und nachweisbar.

Der Naturschutz-Experte Carl empfahl hierzu einen Blick in die junge Historie des Riedes. Während Anfang des 20. Jahrhunderts das Ried noch weitgehend sumpfig und nass gewesen sei, wurden speziell in den dreißiger Jahren großflächig Gebiete trockengelegt. Hierbei wären viele Flächen leicht abgesackt, da das Wasser nun in den oberen Erdschichten fehlte. Seitdem wurden viele neue Areale bebaut oder landwirtschaftlich genutzt. Mit dem starken Ausbau der Wassergewinnung sei dann zusätzlich der Grundwasserspiegel dramatisch abgesackt – die Setzrisse der achtziger Jahre wären eindeutige Erscheinungsformen dessen. Das Waldsterben habe dadurch eklatant zugenommen, waren doch die Wurzeln nahezu komplett vom Grundwasserspiegel abgeschnitten.

Die Riedgruppe-Ost führte hierzu diesen Sommer aus, man hätte das Grundwasserniveau durch Rheinwasserinfiltration stabilisiert und wieder angehoben. Dem pflichtete Carl bei, zeigte jedoch auf, dass dieses zwar stabil aber immer noch zu tief für die meisten Wurzeln läge. Der BUND hat zu dieser misslichen Situation ein Konzept erarbeitet, wie der Wald evtl. gerettet zumindest aber unterstützt werden könnte.  Dies sieht vor, die Menge des infilitrierten Rheinwassers zu steigern – wodurch sich der Grundwasserspiegel insgesamt erhöhe. Gleichzeitig sollten bei grundwassergefährdeten Wohnsiedlungen Entlastungsbrunnen für begrenzte Absenkungen des Wasserspiegels um die Bauflächen herum sorgen.

Die anwesenden Bürger und Mitarbeiter aller Fraktionen wollten hierbei wissen, inwieweit die verhältnismäßig kleine Wassermenge für das Lautertal hierbei ins Gewicht falle. Carl verwies hierbei auf den Umstand, dass die Begehrlichkeiten nach Riedwasser seit Jahren stiegen. Immer mehr Gemeinden und Städte gäben ihre Quellen und Brunne auf, um bei der Riedgruppe-Ost anzuschließen. Allein im Kreis Bergstraße seien dies Bensheim, Heppenheim, Zwingenberg, Biblis und nun auch Lautertal.

Aus den Reihen der Zuschauer wurde auf die Anstrengungen der Gemeinde Seeheim-Jugenheim verwiesen. Dort bemühe man sich seit ca 10 Jahren, die Eigenversorgung durch kontinuierliche Sanierung der Gewinnungsanlagen zu sichern. Ferner würde eine Ringleitung alle Ortsteile für Notfälle absichern. Genau hier wurde an problematische Defizite in der Gemeinde Lautertal erinnert. Unisono befürchtete man, dass Lautertal mittelfristig komplett aus dem Ried versorgt werden müsse, wenn keine koordinierte Sanierung der Quellen und Anlagen erfolge,  keine Ringleitung erstellt und die Quellen weiterhin ungenügend gegen Schmutzeintrag geschützt werden. Aus der „freien Wirtschaft“ war zudem allen Teilnehmern des Abends die Problematik marktwirtschaftlicher Konzentrationsprozesse bekannt: Gibt es nur noch wenige oder gar nur noch einen Anbieter für Konsumwaren, würde die marktbeherrschende Position oft mit überhöhten Preisen ausgenutzt.  Das drohe, wenn sich die Riedgruppe-Ost in eine Monopolposition entwickele.

So äußerten Gäste fraktionenübergreifend die Meinung, dass Lautertal einerseits sein Wasserdargebot erhalten und evtl. ausbauen sollte. Zusätzlich solle die Laufzeit des Liefervertrages überschaubar sein und vor allem die Höhe der abzunehmenden Wassermenge von 80.000 cbm nochmals ernsthaft überdacht und angepasst werden.

„Es reicht nicht, wenn wir uns einfach nur im Ried bedienen“, war man sich am Ende einer Meinung. „Die Hausaufgaben vor der eigenen Haustüre müssen auch gemacht werden, wollen wir uns eine Chance auf Rückkehr zur Eigenversorgung erhalten“.

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