Einfach nur Kreuzchen gemacht?

Einfach nur Kreuzchen gemacht?

Der vom Ausschuss für Tourismus der Gemeindevertretung Lautertal in Auftrag gegebene Fragebogen, mit dem die örtlichen Betriebe ihre Meinung zum Tourismus in Lautertal unterbreiten sollten, ist ausgewertet. Die Daten wurden von Professor Dr. Knut Scherhag von der Fachhochschule (FH) Worms vorgestellt.

Vor einem guten Jahr hatten die Gemeindevertreter beschlossen, den Tourismus in Lautertal voranzubringen. Um sich ein Bild von den vorhandenen Möglichkeiten zu machen und um festzustellen, wie die im Fremdenverkehr tätigen Betriebe zu diesem Thema stehen, wurde gemeinsam mit der FH ein Fragebogen entwickelt. Die Gemeinde wählte 62 Betriebe aus, die als Dienstleister (Hotels, Pensionen oder Gaststätten) oder als produzierendes Gewerbe (beispielsweise Metzger und Lebensmittelbetriebe) etwas mit dem Tourismus zu tun haben. Weitere Betriebe waren eingeladen, sich zu melden und an der Umfrage ebenfalls zu beteiligen, was aber nicht geschah.
Auch nicht alle direkt angeschriebenen Betriebe beteiligten sich, insgesamt kamen 27 Fragebögen zurück. „Die Rate von 44 Prozent ist hoch“, berichtete Professor Scherhag, der bei solchen Umfragen Rückläufe von zehn Prozent kennt.
„Das Ergebnis ist zwiespältig“, fasste er die Auswertung zusammen. Sind die Ergebnisse nun positiv zu werten oder negativ? Sind die Betriebe zufrieden mit dem Zustand des Tourismus oder wollen sie sich gar nicht weiterentwickeln? „Manchmal hatte ich das Gefühl: Da wurde einfach nur Kreuzchen gemacht.“ An der Umfrage beteiligten sich 42 Prozent der Gastronomen, 17 Prozent der Beherbergungsbetriebe, acht Prozent der Unternehmen, die sowohl Bewirtung als auch Übernachtung anbieten, sowie 33 Prozent der sonstigen Betriebe.
Vor allem Kurzzeit-Touristen
Nur bei einem Betrieb bleiben die Gäste eine Woche und länger, bei drei Betrieben werden die Gäste zwischen vier und sechs Nächten untergebracht. Insgesamt bestätigte sich, dass viele Touristen in Lautertal Kurzaufenthalte bevorzugen.
Nach der Anzahl der Mitarbeiter gefragt, stellte sich heraus, dass fast die Hälfte aller Betriebe maximal fünf Mitarbeiter haben – ein Zeichen für „klein strukturierte Betriebe“ (Scherhag), was in der Branche aber nicht außergewöhnlich sei.
Eine weitere Frage lautete, wie stark das Unternehmen vom touristischen Aufkommen profitiert. Hier gab es nur zwei Betriebe, die mit bis zu 90 Prozent vom Tourismus leben. Für knapp 40 Prozent aller Betriebe macht der Fremdenverkehr bis zur Hälfte des Umsatzes aus. Unter allen gefragten Unternehmen waren 83 Prozent, die durch die Gäste Geld verdienen. Allerdings scheint nicht allen Befragten klar gewesen zu sein, wer als Tourist zu definieren ist. Hier zeige sich, dass die Thematik insgesamt deutlicher zu gestalten sei.
Bei der Frage, was eine Zusammenarbeit der Betriebe behindert, wurden eine geringe Auslastung und Konkurrenzdenken genannt. Anderen fehlt es angeblich an der Zeit, um sich auf Kooperationen einzulassen.
Immerhin sehen 86 Prozent aller Befragten Chancen für eine touristische Entwicklung im Lautertal. Diese liegen aber wohl mehr im Tagestourismus, etwa beim Wandern oder Radfahren. Um die Attraktivität der Gemeinde zu steigern, wäre ein Ausbau der Übernachtungsangebote wichtig.
Das bestätigten auch Ausschuss-Vorsitzende Marieta Hiller sowie die Beigeordnete Ulrike Reiser (beide GLL), die selbst immer wieder Gäste durch das Felsenmeer führen. Schon im Januar seien für den Sommer keine Quartiere mehr für Kleingruppen in Lautertal zu finden. „Da ist alles ausgebucht.“
„Tatenlosigkeit der Politik“
Dennoch sehen mehr als die Hälfte aller Befragten Hindernisse für eine positive Entwicklung im Tourismusgeschäft. Kritisiert wurden in dem Zusammenhang sowohl die Gemeindeverwaltung (Tatenlosigkeit) als auch die politischen Vertreter (Fantasielosigkeit) und die Bürger allgemein (Uneinigkeit). Auch fehlende Hinweisschilder auf die Angebote seinen ein Problem.
Andere Gründe liegen laut den Befragten in der mangelhaften Infrastruktur, etwa fehlendem öffentlichem Nahverkehr abseits der Bundesstraße.
Gemeinde und politische Vertreter sollten an einem Strang ziehen, bessere Werbung müsse sein und beispielsweise einen Informationskasten am Felsenmeer-Informationszentrum (FIZ). Im Rathaus sollte es direkte und geschulte Ansprechpartner für touristische Fragen geben. Zimmerinformationen könnte es am FIZ oder am Rathaus geben.
Trotz allem antworteten 58 Prozent aller Befragten, dass sie selbst nicht vorhaben, ihre touristischen Aktivitäten auszubauen.
21. Januar 2013


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