Fragen & Antworten zur Windkraft im Lautertal

Bürgerversammlung am 25.11.

Fragen&Antworten zur Windkraft

Quelle BA, 27.11.2013

Warum sollen in Lautertal Windkraftanlagen gebaut werden?

Dr. Justus Brans vom hessischen Umweltministerium erläuterte die Ergebnisse des „Energiegipfels“ der hessischen Parteien im vorigen Jahr. Danach werden zwei Prozent der Landesfläche für die Windkraftnutzung bereitgestellt. In einem langwierigen Verfahren seien Kriterien zur Findung dieser Vorrangflächen entwickelt worden. Vorteil des Beschlusses sei, dass es keinen „Wildwuchs“ gebe, denn außerhalb der Vorrangflächen dürften gar keine Anlagen gebaut werden.

Was heißt das genau für die Gemeinde?

Am Haurod dürfen grundsätzlich Windkraftanlagen errichtet werden. Dabei müssen allerdings Naturschutz und Menschenschutz gewahrt bleiben. Das wird in dem Bauantragsverfahren der GGEW geprüft werden. Es ist möglich, dass sich dabei Gründe finden, um die Genehmigung von einzelnen oder sogar allen drei Anlagen zu versagen. Die bisherigen Voruntersuchungen zeigen dafür keine Anzeichen.

Wer legt die Kriterien für die Genehmigung fest?

Letztlich die Fachleute. Wie bei allen technischen Anlagen werden Grenzwerte festgesetzt. In der Vergangenheit hat sich in solchen Angelegenheiten naturgemäß immer wieder gezeigt, dass die Grenzwerte zu hoch sind oder Einflüsse nicht berücksichtigt wurden, weil man sie nicht kannte. Dr. Bruns versicherte allerdings, dass die Genehmigungsbehörden dabei nach bestem Wissen und Gewissen handeln.

Sind die Kriterien für jeden überprüfbar?

In gewissem Maß schon. Zur Frage der Geräuschbelästigung empfahl Dr. Brans den Bürgern, sich selbst ein Bild zu machen. Sie könnten Windkraftanlagen besichtigen und die Geräuschentwicklung dort überprüfen. Das gelte auch für Reflexionen und Schattenwürfe. Von den Anlagenbetreibern seien technische Daten erhältlich, so dass man die Werte gut vergleichen könne.

Und wenn die Anlagen die Grenzwerte nicht einhalten?

Dann muss die Anlage stillgelegt und so umgerüstet werden, dass alles passt. Auch die Gutachter können dann ein Problem bekommen, wenn sich etwa herausstellt, dass ihre Berechnungen falsch waren.

Wie viel Wald müsste am Haurod fallen?

Dr. Brans sprach von 2000 bis 5000 Quadratmetern, die dauerhaft freigehalten werden müssen. Etwa die doppelte Fläche wird für den Bau benötigt. Ralf Schepp, Leiter des Forstamtes Lampertheim, versicherte, dass die Waldverluste vollständig ausgeglichen würden – durch Aufforstungen an anderer Stelle.

Wie kommen die Anlagen in den Wald?

Mit Schwertransportern. Die Zufahrt würde über die Krehbergstraße und den Wald laufen – aber nicht direkt durch das Dorf Knoden. Für die Anlieferung müssen Waldwege ausgebaut werden, mögliche Rodungen sind in den Zahlen schon eingerechnet.

Gibt es bereits Vorbereitungen für den Windpark?

Bisher laufen nach Angaben von Forstamtsleiter Schepp noch keine Arbeiten. Am Haurod seien zwar Bäume gefällt und Wege instand gesetzt worden. Das gehöre aber zur normalen Wald-Unterhaltung. Allerdings wurden die möglichen Bauplätze mit Farbe markiert.

Wie geht es jetzt in dem Verfahren weiter?

Der Bauantrag liegt seit drei Wochen beim Regierungspräsidium Darmstadt. Zunächst wird geprüft, ob die Unterlagen vollständig sind. Erst dann beginnt die fachliche Prüfung. Die Genehmigung alleine nutzt der GGEW nichts. Da ihr die Flächen nicht gehören, muss sie sie kaufen oder pachten, um die Anlagen bauen zu können. Verhandlungspartner sind das Land und die Gemeinde. 

Was springt für die Bürger dabei heraus?

Pachteinnahmen würden in den Gemeindehaushalt fließen. Die Summen halten sich aber in Grenzen. Bürgermeister Jürgen Kaltwasser rückte deutlich von den bisher genannten 80 000 Euro im Jahr ab. Das sei die Berechnung für vier Vorrangflächen gewesen. Da es jetzt nur eine gibt, die nur zur Hälfte der Gemeinde gehört, könnten unter 20 000 Euro im Jahr übrigbleiben. Gewinn kann die Kommune auch über die Gewerbesteuer machen. Für den Windpark wird eine Betreibergesellschaft gegründet. Sollte die ihren Sitz in Lautertal nehmen, würde sie hier Gewerbesteuer zahlen, erläuterte der Windpark-Planer Jürgen Simon. Einzelne Bürger könnten dadurch profitieren, dass sie ihr Geld in die Finanzierung der Rotoren stecken. tm

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