In Kitas lässt sich viel Energie sparen

In Kitas lässt sich viel Energie sparen

Die Energiewende kommt derzeit nur stotternd auf Touren. Die Wirtschaftsregion Bergstraße hat sich auf die Fahnen geschrieben, Impulse zu setzen, den Kommunen Serviceleistungen zu offerieren und Informationen zu geben, wie und wo in öffentlichen Gebäuden Strom und Wärme eingespart werden können.
Philipp Meister, Student der Energiewirtschaft an der TU Darmstadt, hat dazu in einem ersten Schritt überwiegend kommunale Kindergärten und Kitas im Kreisgebiet unter die Lupe genommen. Er hat deren Energieverbrauch im Zeitraum 2009 bis 2011 einer vergleichenden Analyse mit bundesweiten Durchschnittszahlen unterzogen. Gemeinsam mit Kreisbeigeordneten und Umweltdezernent Matthias Schimpf, Dr. Matthias Zürker, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung und Pascal Schmitt, Projektmanager bei der Energieagentur, stellte der Autor die Studie vor.
Wie sehen die Ergebnisse der Analyse aus?
Fest steht, es gibt sehr großen Handlungsbedarf und viel Potenzial für Energieeinsparungen. Beim Wärmebedarf liegen die Bergsträßer Kitas – pro Jahr gerechnet – 47 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, die Kindergärten allerdings 28 Prozent darunter. Beim Stromverbrauch gibt es die meisten und extremsten Ausreißer. So toppen die Kitas im Kreis die Tagesstätten in den übrigen Landkreisen um 32 Prozent, die Kindergärten sogar um beinahe unvorstellbare 56 Prozent.
Wie viele Betreuungseinrichtungen wurden getestet?
43 Kitas und Kindergärten in 21 Gemeinden wurden betrachtet und unter anderem auch nach Benutzungsstundenzahl beziehungsweise Öffnungszeiten bewertet. Einige von insgesamt 52 angeschriebenen Einrichtungen verwehrten eine Offenlegung der Zahlen mit Hinweis auf den Datenschutz.
Wie ist der Autor der Studie vorgegangen?
Philipp Meister hat den Stromverbrauch mit einem Neubau gemäß der aktuellen Energieeinsparverordnung sowie einem bundesweiten Durchschnitt für Kindertagesstätten oder -gärten nach der Gesellschaft für Energieplanung und Systemanalyse verglichen.
Wie kann man sich die negativen Zahlen erklären?
Das kann zum einen am alten Gebäudebestand liegen, zum anderen an mangelndem Problembewusstsein der Verantwortlichen (falsches Lüften, zu hohe Raumtemperaturen und Ähnliches). Im vergangenen Jahr hat der Kreis eine Vielzahl von Erzieherinnen dahingehend bereits geschult.
Welche Folgen hat die Studie für die Einrichtungen?
Die Wirtschaftsförderung hat den Bedarf ermittelt. Die Kommunen erhalten in den nächsten Tagen jeweils individuelle Berichte mit einer kostenlosen Analyse. Einrichtungen und Zahlen werden konkret benannt.
Wurden Kosten für einzelne Energiesparmaßnahmen errechnet?
Nein. Darüber gibt die Studien keine Auskunft. Es bleibt den Kommunen überlassen, was und wie schnell sie Abhilfe schaffen. Schimpf: „Angesichts der leeren Kassen sollte man aber auch die Kirche im Dorf lassen und Kosten und Nutzen miteinander vergleichen.“
Wie kann die Energieagentur Bergstraße weiterhelfen?
Sie bietet den Kommunen gemeinsame Begehungen mit Energieberatern an und hofft in Folge auf Aufträge für das Handwerk.
Werden auch andere öffentliche Liegenschaften zwecks Energieeinsparung unter die Lupe genommen?
Möglich wäre dies bei den Schulturnhallen am Beispiel Raumnutzung für den Schulsport und durch die Vereine. Begrenztes Einsparpotenzial gibt es bei Feuerwehrgerätehäusern und den Bauhöfen.
Und wie sieht es im Kreis insgesamt mit der Energiewende aus?
Derzeit liegen beim Regierungspräsidium Darmstadt zwei Anträge aus Wald-Michelbach und vom Zweckverband Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße (ZAKB) für fünf beziehungsweise drei Windkraftanlagen vor.
Fazit: Würden alle 43 bewerteten Betreuungseinrichtungen die vorgegebenen Verbraucherwerte für Neubauten erreichen, könnten im Kreis Bergstraße jährlich circa 600 Megawattstunden (MWh) an Wärmeenergie und 60 MWh Strom eingespart werden. Anders ausgedrückt: Der Verbrauch von Heizöl würde um etwa 60 000 Liter gesenkt – und mit dem eingesparten Strom in Kitas und Kindergärten könnten 15 Haushalte versorgt werden.

 

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