Kinderbetreuung: Bedarf soll ermittelt werden

Kinderbetreuung: Bedarf soll ermittelt werden

Die Gemeinde Lautertal wird jünger. Das zeigen die statistischen Zahlen. Die Zahl der Kinder, die einen gesetzlichen Anspruch auf einen Kindergartenplatz haben, steigt stetig an. Und die Prognosen für die nächsten zwei Jahren, erstellt von der Kindergarten-Fachberatung im Kreis Bergstraße, sprechen eine eigene Sprache. Jetzt trafen sich die Mitglieder des Ausschusses für Soziales, Gleichstellung, Interkulturelles und Sport zur Erörterung eines ebenso wichtigen wie komplexen Themas: „Bedarfserhebung und Konzepterarbeitung für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren (U3-Kinder) und für die Kinder über drei Jahren (Ü3-Kinder).“
In einer harmonischen und konzentrierten zweistündigen Sitzung wurde der Handlungsbedarf deutlich. Leider wurde auch klar, dass die Zeit knapp wird, um eine Chance auf die Gewährung wichtiger Fördergelder zu haben. Diese sind umso wichtiger, weil die Finanzen überall – so auch in Lautertal – knapp bemessen sind.
Zur Sitzung konnte der Vorsitzende Werner Heist auch Stefan Baumgardt von der Kindergarten Fachberatung im Kreis Bergstraße begrüßen – ein wichtiger Ansprechpartner, wie sich im Laufe der Sitzung zeigen sollte.
Der erste zu besprechende Punkt war die Bedarfserhebung. Hierzu hatte Sandra Maus – sie wurde zu Beginn der Sitzung zur Stellvertretenden Vorsitzenden gewählt – einen Fragebogen als Entwurf vorbereitet, dem im Laufe des Abends weitere Aspekte zugefügt wurden. Schließlich wurde die Versendung des Fragebogens beschlossen.
Es sollen mit diesem Fragebogen alle Eltern von Kleinkindern angesprochen werden, um dem Bedarf an U3- und Ü3-Plätzen zu ermitteln. Dabei wird abgefragt, in welchem Ortsteil die Eltern wohnen und in welchem Ort sie gerne ihre Kinder in eine Einrichtung geben möchten. Auch die Frage nach dem Bedarf von „Tagespflegepersonen“ (zumeist Pflegemütter) wurde in den Erhebungsbogen eingebaut. Gerne würden die Mitglieder des Sozialausschusses und der Gemeinde wissen, wie viele Kinder im Haushalt leben und wie viel unter drei Jahre alt sind. Hinzu kommt die Frage nach der Dauer der Betreuung, ob nur stundenweise oder tageweise und ab wann sie in Frage kommt. Dieser Fragebogen soll schon bald in die Haushalte verschickt werden und jede Familie, die ihn beantwortet zur Gemeinde bringt, verbessert die Chance auf Unterbringungsmöglichkeiten für ihre Kinder.
Die Situation der Kindertagesplätze im Lautertal kann man heute schon als „eng“ bezeichnen. besonders im Bereich der U 3-Plätze. Und sie wird sich verschärfen, wenn die Baugebiete in Gadernheim und in Elmshausen bebaut und bezogen werden. Einen freien Platz zu erhalten ist derzeit praktisch unmöglich.
Erste Gedanken wurden in der Gemeindversammlung gehegt, neue Plätze zu schaffen. Vielleicht durch einen Anbau an den Kindergarten in Lautern. Platz wäre da, doch die Zufahrt durch die schmale Straße gibt zu Denken.
Andere Möglichkeiten, die in der Überlegung sind, betreffen Gadernheim im Bereich der Rettungswache. Der Ausschuss beschloss hier auch den Antrag an die Gemeinde, eigene Gebäude auf die Möglichkeit einer Kindergarten-Nutzung zu prüfen. Auch der in der Vergangenheit kontrovers diskutierte Waldkindergarten könnte heute gesellschaftsfähig werden für Eltern, die ihre Kinder gerne in einer entsprechenden Einrichtung unterbringen möchten.
Frank Maus sprach sich in der Sitzung deutlich für die Einrichtung des Waldkindergartens aus. Der Verein Waldkindergarten existiert noch, auch wenn die Realisierung der Einrichtung selbst ruht. Frank Maus sprach sich für eine Wiederbelebung aus. „Waldkindergärten sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ Ein Eingliedern des Waldkindergartens in die kommunalen Kindergärten trage dazu bei, dass dieser leichter wirtschaftlich arbeiten könne. Er verursache weniger Kosten als die klassischen Kindergärten und er könne die Situation knapper Plätze bei den Ü3-Kinder deutlich entzerren.
Beschlossen wurde von den Mitgliedern der Antrag, den Waldkindergarten als konzeptionelle Ergänzung in die Kindergartenlandschaft der Gemeinde Lautertal zu integrieren.
Die Situation bei den U3-Kindern kann dank der Tagesmütter verbessert werden. Eine Tagespflegepersonenbörse, sie arbeitet zusammen mit dem Jugendamt, gibt es in den großen Städten des Kreises Bergstraße, davon berichtete Stefan Baumgardt. Die Gemeinde Lautertal unterstützt die Börse in Bensheim, nähere Informationen dazu können jederzeit im Rathaus der Gemeinde Lautertal auf Nachfrage gegeben werden.
Die Erfahrung zeige, dass rund siebzig Prozent der U3-Kinder in öffentlichen Einrichtungen untergebracht werden und die Tagesmütter rund 30 Prozent des Bedarfs abdecken. In der Sitzung wurde deutlich, dass vielen Mitgliedern dieses gar nicht bekannt war und sie sprachen sich dafür aus, deutlich mehr über das Angebot der Tagespflegepersonenbörse öffentlich zu informieren und es auch auf der Homepage der Gemeinde einzubringen. jhs


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