Mögliches Gebiet für einen Naturwald im Lautertal

Mehrere Naturwaldareale in Lautertal möglich

Hessen-Forst bestätigt, dass der Gemeindewald an mehreren Stellen relevante Kriterien erfüllt. Forstamt bereit zur Beratung des Umweltausschusses

Im Rahmen ihrer Recherchen zum Thema Naturwald in Lautertal ließ sich die Fraktion der Grünen vor Ort von Revierförster Dirk Dins beraten. Hierbei seien ihnen mehrere Areale vorgestellt worden, welche als geeignet eingeschätzt wurden. Zunächst berate der Umweltausschuss der Gemeinde die Waldstrategien, bevor die Gemeindevertretung darüber befinde. Grüne, SPD und CDU hätten ergänzende und wichtige Anträge zum Waldschutz eingereicht.

Befragt, welche Gebiete er im Lautertal für geeignet einschätzt um Naturwald auszuweisen, stellte Dins den Grünen zunächst drei Areale vor, welche in Reichenbach, Raidelbach und Gadernheim liegen. Zuerst traf man sich im südwestlichen Felsbergwald in der Gemarkung Reichenbach. „Hessen-Forst hatte der Gemeinde Lautertal schon vor etwa 10 Jahren die Etablierung eines Naturwaldareals im Naturschutzgebiet Felsberg angetragen. Die Gemeinde hatte seinerzeit diesen Gedanken aber nicht weiter verfolgt.

Dins hierzu: „Wenn nun von der Gemeinde gewünscht, greifen wir das Thema gerne wieder auf. Wesentliches Kriterium für die Ausweisung von Naturwald als Kompensationsmaßnahme ist, dass es sich um über 120 Jahre alte Laubholzbestände handele mit einem ordentlichen Dichtstand; eine dauerhafte Erhaltung sollte möglich sein. Auch im Felsbergwald gibt es solche Bestände.“

Felsbergwald Schutzgebiet von europäischem Rang

Hat die Naturwaldeignung des Waldes im Felsberg auch etwas mit dem Naturschutzgebietsstatus zu tun“, wollte Fraktionsvorsitzender Frank Maus wissen. Es gäbe aktuell eine Petition des Naturschutzbundes (NaBu), die eine ähnliche inhaltliche Argumentation zeige. Förster Dins präzisierte hierzu: „Es ist unzweifelhaft, dass Ihr Felsbergwald einen Schutzstatus von europäischem Rang genießt.  Der hiesige Felsbergwald ist mit seinen Hainsimsen- und Waldmeister-Buchenwäldern ein überregional wichtiges Habitat und daher auch als NATURA-2000-Schutzgebiet klassifiziert. Allein das unterstreicht die besondere Schutz- und Pflegebedürftigkeit dieses Waldes. Der Westhang des Felsberges ist bei weitem nicht so touristisch überlaufen, wie das Felsenmeer selbst. Uns ist es zusätzlich gelungen, dort so vorsichtig zu agieren, dass der Altwaldbestand auch einen gesunden aufwachsenden Unterbau aufweist. Dies geschah ohne Anpflanzungen, also durch natürliche Sukzession. Licht und Schatten sind in einem gesunden Gleichgewicht.“

Naturwald am Heidenberg und Rauhenstein?

Bei ihrem Rundkurs durch den Lautertaler Gemeindewald legte die Gruppe einen Stopp an der Mittelpunktschule Gadernheim ein, von wo aus sich ein guter Überblick über den Heidenbergwald ergibt. In diesem hatte HessenForst aus Gründen der Verkehrssicherung im Frühjahr 2021 mehrere Großbuchen aufgrund massiver Trockenschäden fällen lassen, was zu großem Unmut in der Bevölkerung führte, erinnerte Kreistagsmitglied Udo Rutkowski.

„Im oberen Teil des Heidenbergwaldes befindet sich ein Altbuchenbestand im Alter von über 180 Jahren. Wir erachten auch dieses Gebiet für durchaus interessant für die Ausweisung als Naturwald. Dort oben wird es auch nicht so sehr zu Spaziergängen genutzt wie im unteren Teil, da es hier keine befestigten Wege gibt. Leider gibt es dort zahlreiche absterbende Bäume, sodass man mit hohem Baumverlust rechnen muss. Dieser Waldbereich wird sich, wenn nicht demnächst forstlich eingegriffen wird, zu einem totholz-reichen Altholzbestand mit hohem Zerfallspotential entwickeln; eine neue junge Waldschicht hat sich durch natürliche Verjüngung in großen Bereichen bereits etabliert. Denkbar wäre hier, auf Maschineneinsätze zu verzichten und diesen Waldbereich sich selbst zu überlassen.“

Auch am Rauhenstein sähe Hessen-Forst geeignete Gebiete für Naturwald. An einigen Stellen sei der dortige felsenkiesige Boden recht trocken, weshalb die Buchenbestände nicht so zuwachsstark ausfielen wie die meisten anderen Buchenbestände des Gemeindewaldes. „Im Rauhenstein lassen wir auch einen Teil der käfergeschädigten Fichtenwälder stehen, sodass wir u.a. dort teilweise schon naturwaldähnliche Strukturen haben“, erklärte Dins.

Angesprochen auf die Frage der Aufforstung am Rauhenstein, stellte Förster Dins der Gruppe eine vitale Jungwaldparzelle in direkter Nachbarschaft zum Totwald vor. „Hier haben wir nichts nachgepflanzt. Trotzdem sehen sie hier einen gesunden Buchen-Nachwuchswald. Das zeigt uns, wie effektiv die natürliche Verjüngung funktionieren kann, wenn der Wald intakt ist. Die Natur schafft das offensichtlich auch alleine. Das schont im Übrigen auch den Haushalt der Gemeinde. Dort, wo allerdings durch Schadereignisse, zum Beispiel Borkenkäfer-Befall größere Freiflächen entstanden sind, sollte wieder aufgeforstet werden.“

Es gibt schon Naturwald in Lautertal

Fraktionsvorsitzender Frank Maus erinnerte daran, dass in der Lautertaler Gemeindevertretung auch kritische Stimmen zur Naturwaldausweisung hörbar wurden. Aus der SPD- und CDU-Fraktion wisse man jedoch, dass man sich dort ebenfalls Gedanken um den Waldschutz mache und entsprechende Anträge eingereicht wurden. Dins referierte hierzu die Situation auf Landesebene: „Die von CDU und Grünen angeführte Landesregierung Hessens hat in Kooperation mit HessenForst im Staatswald 10 % Naturwald ausgewiesen. Die Sinnhaftigkeit von Naturwald wurde von den großen Parteien bereits erkannt. Wir hätten vielleicht etwas weniger ausgewiesen, unterstützen Naturwald jedoch. Zur Orientierung darf ich Ihnen verraten, dass es im Lautertal auch bereits Naturwald gibt. Dieser staatlich-hessische Naturwald befindet sich u.a. in der Nähe des Hofgutes Hohenstein.“ 

Maus wies abschließend darauf hin, dass sich die Lautertaler Mandatsträger in einer der nächsten Umweltausschusssitzungen im Jahre 2021 umfassend mit dem Thema Wald beschäftigen werden und dass man sich Hessen-Forst als unverzichtbaren Ratgeber hierzu gewünscht habe. Revierförster Dirk Dins sagte seine bzw. die Teilnahme der Forstbehörde dafür zu.

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