In Lautertal bläst ausreichend Wind

In Lautertal bläst ausreichend Wind

„Sie können sich glücklich schätzen“, fasst Herbert Schwartz – Geschäftsführer des deutschland- und europaweit renommierten Gutachterbüros für Windhöffigkeit „Anemos Jacob“– seine ersten Untersuchungs-ergebnisse zusammen. „Normaler Weise fallen etwa 70% der projektierten Windareale schon bei der Erstbegutachtung durch.“ Dies läge zumeist an problembeladenen topographischen Umgebungssituationen. Viele Potentialflächen wiesen zwar ausreichende Abstände zur Wohnbausiedlungen auf, ließen aber einfach nicht genug Wind erwarten, um die Anlagen wirtschaftlich arbeiten zu lassen. Die Vor-Ort-Begutachtung fand im Rahmen der planungsmäßigen Vorprüfungen statt, die das Lautertaler Gemeindeparlament in Auftrag gegeben hat. „Diese Vorprüfungen, erklärt Frank Maus (GLL), umfassen u.a. diese Erstbesichtigung durch Windgutachter, aber auch verschiedene Vogel- und Fledermausgutachten. Die münden dann in aufwendige und umfangreiche Naturschutzgutachten, die immer bei Windkraftplanungen durchzuführen sind.“ Der mit der Gemeinde Lautertal kooperierende Windkraftplaner Jürgen Simon vom Büro „3P-Windenergie“ aus Heppenheim hat diese Naturschutzgutachten bereits vor Wochen in Auftrag gegeben. „Es ist selbstverständlich, dass hierbei die fachkundigen Menschen vor Ort, wie Mitglieder der Naturschutzvereine aber auch Jäger informiert und teilweise miteingebunden werden“, so Simon. Bürgermeister Kaltwasser hätte dementsprechend bereits durch ein Fachgespräch ersten Kontakt zu den Naturschutzexperten vor Ort aufgenommen und diese auch zur Bürgerversammlung im letzten Februar eingeladen. 
Klaus Harjes, Kooperationspartner von Frank Maus im Ausschuss, verweist auf die komplexe Sachlage der Windhöffigkeit: „Für uns als ortskundige Begleiter des Windgutachters war die Begehung wie eine Seminarveranstaltung. Herr Schwartz prüfte die Umgebung der Windpotentialflächen aus allen vier Himmelsrichtungen bis zu einem Abstand von mehreren Kilometern. Der einfallende Wind orientiert sich nicht nur an der meteorologischen Hauptwindrichtung sondern wird eklatant von der topographischen Umgebung beeinflusst. So könnten bestimmte vorgelagerte Geländestrukturen den Wind, wie bei einem Auto-Spoiler maßgeblich ablenken und Windmühlen quasi im Windschatten verhungern lassen.“ 
Durch die große Erfahrung des Gutachters könnte man bei diesen Vor-Ort-Prüfungen Probleme bereits früh lokalisieren, um Alternativen zu finden oder Standorte sogar ganz aufzugeben. Die meisten der Lautertaler Standorte lassen wohl einen guten bis sehr guten Windeinfall erwarten. Daher wird dort zu gegebener Zeit der Wind mit entsprechender Technik exakt gemessen. Der Gutachter griff bei der Erstkontrolle auf moderne und naturnahe Elemente zurück. So verwendete er beispielsweise mehrdimesionales Reliefkartenwerk. Ergänzt wurde dies u.a. durch natürliche Zeichengeber, wie etwa das Wuchsverhalten von windempfindlichen Kiefern.
Zusätzlich zu den Voruntersuchungen müsse man auch von politischer Seite weiterhin verantwortungsvoll mit dem Sachverhalt umgehen, ergänzte Frank Maus. „Völlig zu Recht haben Mitglieder der CDU-Fraktion darauf hingewiesen, dass Möglichkeiten der finanziellen Beteiligung für die Kommune beim Betrieb der Windräder ausgelotet werden sollten. Wir greifen diesen Hinweis fraktionsübergreifend auf und suchen in verschiedenen Richtungen nach solchen Möglichkeiten. Es konnte auch bereits ein Beteiligungsmodell recherchiert werden, das der Gemeinde Lautertal den Einstieg in den Betrieb ermöglicht ohne dass es dabei zu den üblichen Risiken kommt. Da Lautertal eine sehr angespannte Haushaltslage aufweist, ist es sehr wichtig mehr als die üblichen kreditfinanzierten Beteiligungen zu durchdenken. Die schnellen Antworten sind da nicht unbedingt die besten!“ Bei der späteren Prüfung der Beteiligungsoptionen für die Kommune sei der SPD-GLL-Kooperation jedoch stets wichtig, dass die Bürger bestmöglich einsteigen könnten. Man stehe zur Idee der Bürgerkraftwerke in Kooperation mit der Energiegenossenschaft Starkenburg.“
Harjes und Maus begrüßen ferner die sachliche Prüfung und Begleitung der Kommunen bei der Suche nach geeigneten Windkraftflächen durch das Regierungspräsidium Darmstadt. Von dieser Seite wurden aktuell Landkarten mit Windkraft-Suchflächen veröffentlicht. „Beim Studium dieser Karten des RP, stellt man fest, dass der mit uns kooperierende Planer Jürgen Simon hervorragende Vorarbeit geleistet hat“, bemerkt Klaus Harjes. „Die von Simon im direkten Vorfeld unserer Bürgerversammlung ermittelten Areale decken sich mit den Ergebnissen des RP. Das ist ein solide Basis für die weitere Zusammenarbeit mit Simon, zur Entwicklung unserer Windpotentiale.

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