SPD und GLL setzen voll auf Windkraft

SPD und GLL setzen voll auf Windkraft

Lautertal. „Bis ins letzte Jahrhundert hinein haben der karge Boden der Odenwälder Berge, das kalte Klima und vor allem der raue, ungnädige Wind unseren Vorfahren das Leben nicht unbedingt leicht gemacht. Aus dieser früheren Not könnten wir heute eine echte Tugend machen, wenn wir den typischen Odenwälder Wind jetzt endlich für uns nutzen lernen.“ So lassen sich die Erwartungen der SPD und GLL-Fraktionsmitglieder zusammenfassen, die sich bei verschiedenen Kooperationstreffen intensiv mit dem Thema Windkraft in der Gemeinde Lautertal auseinandergesetzt haben.

Seit den katastrophalen Atomkrafterfahrungen des Jahres 2011 ticken die Uhren des Energiewandels offenkundig anders. Die Bundesregierung hat den Atomausstieg beschlossen und die gefährlichsten Reaktoren bereits abgeschaltet. Es wäre aus Sicht der SPD-GLL-Kooperation jedoch gefährlich, jetzt die Hände in den Schoß zu legen, da Kohle, Erdgas und Erdöl das nächste Problem ohne Verzögerung produzierten: den beschleunigten Klimawandel.
„SPD und GLL greifen daher den Auftrag der hessischen Landesregierung auf, lokale Standorte in Bezug auf ihre Eignung für die Windenergienutzung zu prüfen. Der hessische Energiegipfel vom Herbst 2011 empfiehlt als Faustformel hierfür durchschnittlich zwei bis drei Prozent der Landesfläche zu nutzen“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme von SPD und Grüner Liste.
„Dass die ökologische Energiewende möglich ist, beweisen seit geraumer Zeit verschiedenste Untersuchungen. Eindrucksvoll können wir uns vor der Lautertaler Haustür, nämlich auf der ,Neutscher Höhe‘ anschauen, wie klimafreundlicher Strom produziert wird“, betont Beate Dechnig (SPD). Aus diesen Gründen haben SPD und GLL Kontakte zu den Betreibern der Windenergieanlage in Ober-Beerbach, der Energiegenossenschaft Starkenburg eG, geknüpft, um an deren Erfahrungen teilzuhaben.
„Um die Bürger frühzeitig am Gestaltungsprozess zu beteiligen, wird bezüglich der Windkraft schon in den nächsten Wochen zu einer Bürgerversammlung in die Heidenberghalle eingeladen. Dort können und sollen alle Fragen rund um die Windtechnik geklärt werden“, kündigte die Vorsitzende der Gemeindevertretung, Beate Dechnig, an. Auch mit den Lautertaler Naturschutzverbänden habe man bereits Kontakte geknüpft und erste positive Gespräche geführt, so SPD und GLL.
In den aktuellen Windkarten Südhessens lasse sich glasklar feststellen: Auf vielen Odenwälder Bergen weht zuverlässig so viel Wind, dass Windräder dort wirtschaftlich betrieben werden können. „In meiner früheren Heimat, dem Vogelsberg, hat man das schon vor vielen Jahren erkannt und nutzt die natürliche Kraft des Windes zur sauberen Stromproduktion. Durch geschickte Verknüpfung mit dem touristischen Angebot wurden die dortigen Anlagen sogar zum auserkorenen Ziel vieler Wanderrouten. Es kamen nicht weniger Wanderer – es kamen und kommen mehr“, erinnert sich Udo Rutkowski (GLL).
Werner Mink und Klaus Harjes (beide SPD) haben ihre ganz eigenen Erfahrungen mit der Nutzung der Windenergie in Norddeutschland gemacht: „Hinter Kassel sieht man immer wieder Windräder. Für den ganzen Norden Deutschlands ist das selbstverständlicher Teil des Lebens. Man möchte die Anlagen dort auch nicht missen, schließlich wäre das so, wie wenn man das Geld, das auf der Straße liegt, nicht aufheben würde.“

Schutz für Mensch und Natur
Wolf Nevermann (GLL) wollte von den Vertretern der Starkenburger Energiegenossenschaft genau wissen, welche Schutzbestimmungen dabei für die Natur und den menschlichen Lebensraum beachtet werden müssen. Dazu erfuhren die Fraktionsmitglieder, dass sich die Kriterien und Regeln zum Bau heutiger Windenergieanlagen sogar deutlich verschärft haben. So garantieren unter anderem artenschutzrechtliche Prüfungen einschließlich Vogelschutz- und Fledermausgutachten den Schutz von Flora und Fauna. Für den Menschen seien insbesondere Schatten- und Schallausbreitung wichtig, deren sorgfältige Berechnung im Rahmen des Genehmigungsverfahrens gefordert ist.
„Für die Bürger der Gemeinde Lautertal bietet eine Konzeption im genossenschaftlichen Stil allerdings noch einen ganz anderen außergewöhnlich positiven Effekt“, äußerte sich Rouven Röhrig (SPD). Bei Bürgerwindrädern könnten alle Bürger Lautertals als Teilhaber einsteigen und verdienten dann an jeder erzeugten Kilowattstunde mit.
Nach Einschätzung von SPD und GLL könne sogar die Gemeinde Lautertal, wenn sie eigene Flächen zur Verfügung stellt, Jahr für Jahr mit einem großzügigen fünfstelligen Pachterlös für eine einzige Windenergieanlage rechnen. Dazu käme dann noch die Gewerbesteuer.
Besonders erfreulich sei auch, dass sich die Bensheimer GGEW der lokalen Energiewende verschrieben hat. In Vorgesprächen mit Vorstand Dr. Peter Müller bot die GGEW den Lautertalern eine konkrete Partnerschaft von der Planung bis zum Betrieb der Windanlagen an. Damit stünde eine starke Allianz in den Startlöchern, die das anpacken möchte, über was andere immer nur reden. „Wir haben jetzt die komplett nötige Bandbreite an Know-how auf eine gemeinsame Plattform gebracht, die man braucht, um jetzt und in Zukunft professionell zu handeln“, resümiert Frank Maus, Fraktionsvorsitzender der GLL. zg

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