Verkehrsbelange in Lautertal

Teil I: Grüne pochen auf mehr Verkehrssicherheit

Auf dem Land sei das Leben zwar oft beschaulicher und entschleunigter als in der turbulenten Stadt, doch gelte das nach Meinung der Lautertaler Grünen leider nicht im Straßenverkehr. „Auf unseren Land- und Bundesstraßen wird vielerorts ´geheizt´, was der Motorhubraum so hergebe. Das geht eigentlich immer zu Lasten unserer Lebensqualität und unserer Sicherheit. Kinder und Senioren sind dabei besonders gefährdet“, finden die Grünen. Die Erfahrungen im Ortsteil Staffel aber auch an der B-47 beweisen das täglich.

Ein Blick in die Unfallstatistiken belege die Geschwindigkeitsgefahren. Im Jahr 2019 kam es laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes in Deutschland zu 300.143 Verkehrsunfällen mit Personenschaden. Aufgrund der unangepassten Geschwindigkeit starben dabei 963 Menschen. Unstrittig sei und bleibe hierbei, dass bei zu hoher Geschwindigkeit ein Moment der Unachtsamkeit zu lebensgefährlichen Unfällen führen könne. Ob absichtlich oder unabsichtlich, in beiden Fällen gerieten vor allem Fußgängerinnen und Fußgänger, Radfahrerinnen und Radfahrer in großer Lebensgefahr.

„Besonders im ländlichen Raum ist Mobilität gleichwohl wichtig und notwendig, denn sie bringt Menschen zueinander, erweitert die persönliche Freiheit und ermöglicht Menschen, am gesellschaftlichen und beruflichen Leben teilzunehmen“, so Artan Oseku, Kandidat der Grünen für die Gemeindevertretung. „Das darf jedoch nicht heißen, dass dem motorisierten Verkehr Priorität gegenüber den Fußgängern oder Radfahrern gegeben wird. Bei uns im Odenwald sollte man außerdem auch für Tiere bremsen.“

Die Grünen hätten bereits mehrere effektive Maßnahmen erarbeitet, um den Verkehr an einigen Gefahrenpunkten in Lautertal zu bremsen. Beispielhaft sei die Präsentation der Grünen beim Ortsbeirat in Beedenkirchen im Herbst 2020 erwähnt, welche auf breite Unterstützung stieß, so Oseku. Die Fraktion der Grünen kenne allerdings aus leidlicher Erfahrung auch die langsamen Mühlen der Behörden: „Kommunen sind auf die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Fachbehörden angewiesen. Die Kooperation mit Hessen-Mobil gestaltet sich am Beispiel Staffel wieder einmal äußerst träge und schwierig.“ Aktuelle Reaktionen der Landesbehörde seien ausweichend und hinhaltend.

Hiervon lasse man sich allerdings nicht beeindrucken, schreiben die Grünen. „Die Lautertaler brauchen endlich konkrete Maßnahmen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Das braucht es in Staffel aber auch an anderen Gefahrenstellen im Lautertal. Nicht zuletzt die B-47 weist viele Gefahrenstellen auf. Dieses Ziel werden wir weiterhin mit Nachdruck verfolgen – auch auf die Gefahr hin, dass wir Hessen-Mobil weiter nerven müssen. Eine Behörde ist für die Bürger da und nicht umgekehrt.“

Teil II: „Bürgerbus, Parkleitsystem und Entzerrung“

Grüne schlagen konzertierte Aktion zur Entschärfung der touristischen Verkehrssituation vor

„Lautertaler die am Wochenende des 20. Februar zufällig am Felsenmeer vorbeikamen, trauten vermutlich ihren Augen und Ohren nicht“, mutmaßt Stefanie Richter, Listenbewerberin der Lautertaler Grünen. „An besagtem Wochenende eines Wintermonats quollen die Felsenmeerparkplätze über und konnten die Besucherströme kaum mehr fassen. Wäre es Mai oder Juni würde man dies erwarten.  Dass das Felsenmeer jedoch bereits zur Winterzeit aus allen Nähten platzt, zeigt die zunehmende Belastung für Anwohner und Natur vor Ort.“

Suchte das Lautertal vor 15 Jahren noch die Attraktivität des Felsenmeers zu steigern, könne man sich aktuell nicht mehr vor Besuchern retten. Speziell an Wochenenden arte die Verkehrssituation rund um das Felsenmeer gewaltig aus. Mittlerweile müsse gar ein Sicherheitsunternehmen zur Hilfe geholt werden, um die Lage unter Kontrolle zu halten. Speziell die Anwohner rund um das Felsenmeer bräuchten regelmäßig gute Nerven, um das alles zu erdulden, stellen die Grünen wiederholt fest.

Gemeinsam mit den anderen Lautertaler Fraktionen beratschlagten die Grünen bereits in der Vergangenheit, wie man der Lage besser Herr werden könne. Aktuell möchte man drei konzertierte  Vorschläge in die Diskussion einbringen, von denen man sich einen Entspannungsbeitrag erhoffe. „Wir schlagen zum einen vor, einen Bürgerbus einzuführen, der werktags die hochgelegenen Dörfer wie Beedenkirchen oder auch Schannenbach verkehrlich besser anbindet, wenn die öffentlichen Busse fehlen. An Wochenenden sollte dieser Bus dann als Touristenbus eingesetzt werden, um die Parksituation rund ums Felsenmeer zu entlasten. Am besten gefiele uns natürlich ein Bus mit Elektroantrieb, um auch hier ein Zeichen zu setzen“, erklärt Ulrike Reiser, Mitglied der Grünen im Gemeindevorstand. Nach Recherche der Grünen kann ein solcher Bus in Anschaffung und Betrieb auf umfangreiche Fördergelder zurückgreifen, sodass kaum Belastungen auf die Kommune zukämen.

Susanne Gabski, ebenfalls Listenkandidatin der Grünen, ergänzt hierzu: „Dieser Bürger- und Touristenbus sollte mit einem neuen Parkleitsystem verknüpft werden, das Besucher bei Überlastung der Felsenmeeres zu Ausweichparkplätzen lenkt. Das Problem solcher Ausweichparkplätze war bisher, dass dann ein weiter Weg zum Felsenmeer abschreckte. Existiert jedoch ein touristischer Shuttlebus, wird die Akzeptanz von Ausweichparkplätzen ganz bestimmt zunehmen.“ Hierbei setzen die Grünen auf moderne Technik, denn sie glauben, dass beispielsweise mit einer Felsenmeer-App die anrollenden Besucher über deren Smartphone informiert und gelenkt werden könnten. Zusätzlich bräuchte es vermutlich entsprechende Beschilderungen an den Ortseingängen. „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Was in Touristenhochburgen funktioniert, könne auch dem Lautertal helfen“, ist sich Gabski sicher.

„Allerdings brauchen wir vermutlich noch einen dritten Schritt, um zu einem entspannteren Tourismusangebot im Lautertal zu kommen“, fügt Jörg Gebauer, Grünen-Kandidat auf Platz 6, hinzu. „Das Felsenmeer ist toll und einzigartig aber beileibe nicht das einzige interessante Ziel für Besucher. Es liegt an uns, den Touristen weitere erlebenswerte Besuchsangebote zu machen und diese zu bewerben. Darin sehen wir einen wichtigen Beitrag, Besucher mit attraktiven Zielen vom Felsenmeer weg zu locken. Ein erstes Beispiel haben wir mit dem neuen Geopunkt in Schannenbach, ein Paradebeispiel für Bürgerschaftsengagement.“ Innerhalb der Grünen habe er bereits weitere Vorschläge gemacht, wo in Lautertal weitere touristische Destinationen entstehen könnten. Zur Umsetzung helfe natürlich ein gutes Ergebnis bei der Kommunalwahl, wodurch Gebauer gerne in der Gemeindevertretung mitarbeiten möchte.

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