Windkraft: Lautertal sucht nach Lösungen

Windkraft: Lautertal sucht nach Lösungen

Es ist der erklärte Wille der Bundesregierung, den Stromverbrauch in Deutschland bis zum Jahr 2050 zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken. Ein ehrgeiziges Ziel, wenn man bedenkt, dass der Anteil des aus alternativen Energien erzeugten Stromes heute bei lediglich rund 20 Prozent liegt und es noch viele Hürden zu überwinden gilt. Fakt ist, dass in absehbarer Zeit aus den bundesdeutschen Atomkraftwerken keine Kilowattstunde mehr kommen wird, dass Öl- und Gasvorkommen endlich sind und die Kommunen und Energieunternehmen klären müssen, wie sie künftig die Energieversorgung der Bürger sicherstellen können.

Die Bürger beteiligen

Auch im Lautertal wird das Thema Windkraft intensiv diskutiert und Lösungen werden gesucht. Im Rahmen der aktuellen Ermittlung und Überprüfung von Windpotenzialflächen auf eigener Gemarkung – Haurod, Gehrenstein und Teufelsberg – geht es der Lautertaler Gemeindevertretung aber auch darum, bei der Nutzung von Windenergie die maximale regionale Wertschöpfung zu erreichen. Das schließe die Beteiligung der Kommune und der Bürger ebenso ein, wie die Einbindung regionaler Planer und Energieversorger.
Aus diesem Grund haben sich die Fraktionsvorsitzenden der Gemeindevertretung – Wolfgang Hechler (SPD), Erich Sauer (CDU) und Frank Maus (GLL) – jetzt mit Bürgermeister Jürgen Kaltwasser und SPD-Gemeindevertreter Klaus Harjes vom Umweltausschuss zu einem Informationsgespräch bei der GGEW getroffen, einem Energieversorger mit Sitz in Bensheim.
GGEW-Vorstand Dr. Peter Müller begrüßte es, dass sich Lautertal diesem wichtigen Thema parteiübergreifend annehme. Müller ließ keinen Zweifel daran, dass man vor einer schwierigen Aufgabe steht, die gemeinsam gelöst werden muss. Unsachliche, Stimmung machende Darstellungen, wie sie eine Lautertaler Bürgerinitiative verbreite, seien dabei nicht hilfreich, so Müller. Seine Kritik richtete sich dabei vor allem gegen die Aussage, dass „Windräder im Kreis Bergstraße eine völlig unnötige Art der Stromerzeugung“ seien.
Es sei Fakt, so der GGEW-Chef weiter, dass zur Sicherstellung der Stromversorgung durch alternative Energiequellen 70 Prozent aus der Windkraft kommen müssten. Derzeit liege der Anteil bei etwa 13 Prozent.
Deutlich machte Müller auch, dass Off-Shore-Anlagen nur eine Komplementärfunktion haben können, da die Möglichkeiten in deutschen Gewässern begrenzt seien. Zur Erfüllung der in Deutschland gesteckten Ziele „müssen bis 2050 insgesamt 28 Terawattstunden Strom durch Windenergie erzeugt werden“, rechnete der GGEW-Chef vor. Allein in Hessen müssten dafür rund 4000 Windräder aufgestellt werden. Heruntergebrochen auf den Kreis Bergstraße wären das 200 Anlagen.
Legt man die bisher vom Regierungspräsidium zusammengestellten „Suchräume“ und aufgrund der Windhöffigkeit ausgewählten Vorranggebiete zugrunde, lässt sich diese Landesvorgabe selbst bei Ausnutzung aller vorgeschlagenen Vorrangflächen nicht erfüllen. Zwei Prozent der Landesfläche sollen für Windenergie zur Verfügung gestellt werden, doch im Kreis Bergstraße käme man gerade mal auf 0,6 Prozent, so Bürgermeister Kaltwasser.
„Die Vorranggebiete reichen nicht aus“, sehen Frank Maus und Wolfgang Hechler die Notwendigkeit nach weiteren Standorten in Südhessen. Dass man eventuell im Ried eher fündig werden könnte, sah Peter Müller allerdings eher skeptisch. Hier wären aufgrund der nicht ausreichenden Windhöffigkeit deutlich mehr Windräder für eine wirtschaftliche Nutzung erforderlich.
Die wirtschaftliche Nutzung ist auch für die Gemeinde Lautertal wichtig, die unter den kommunalen Schutzschirm will. „Das Geld, das wir mit der Windkraft verdienen können, müssen wir den Bürgern nicht wegnehmen“, verwies Maus auf die notwendigen Sparmaßnahmen. Einnahmequellen ergeben sich laut Müller für eine Kommune durch Pachteinnahmen, Beteiligung und Gewerbesteuer.
Hier warb Erich Sauer für eine interkommunale Abstimmung zwischen den kommunalen Grundstückseigentümern, „damit jeder etwas davon hat“. Auch wenn er selbst noch große Probleme sehe – insbesondere hinsichtlich der Speichermöglichkeiten -, sei doch davon auszugehen, dass auch Lautertal mit der Windkraft „leben muss und wird“. js

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