„Armutsbericht ist ein Armutszeugnis“

„Armutsbericht ist ein Armutszeugnis“ –

DGB: Niedriglohnsektor breitet sich im Kreis Bergstraße rasant aus

Quelle: pixelio.de

„Der Armutsbericht der Bundesregierung ist ein Armutszeugnis für die Politik der letzten dreißig Jahre und speziell für die jetzige schwarz-gelbe Bundesregierung“, betont der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) im Kreis Bergstraße. „Die Regierung hat entscheidende Aussagen aus dem Armuts- und Reichtumsbericht gestrichen und versucht, die Verteilungs- und Armutsprobleme kleinzureden. Diese peinliche Schönfärberei hat mit der Realität nichts zu tun. An den Fakten, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht und Millionen Menschen für Hungerlöhne arbeiten müssen, kommen auch CDU und FDP nicht vorbei“, so der südhessische DGB-Regionssekretär Horst Raupp.
„Der Niedrig- und Armutslohnsektor breitet sich auch im Kreis Bergstraße rasant aus“, betont der DGB. „Auch Vollzeitbeschäftigte mit Berufsabschluss rutschen immer mehr in den Niedriglohnbereich“. Untermauert wird diese Feststellung mit den Zahlen einer aktuellen Sonderauswertung der Agentur für Arbeit zum Thema Niedriglohn. Die Auswertung umfasst alle Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende).
Nach Zahlen des Bundesagentur für Arbeit gibt es im Kreis Bergstraße 45.618 Vollzeitbeschäftigte. Davon arbeiten 11.393 Menschen, oder 25% unter der westdeutschen Niedriglohnschwelle, die bei einem monatlichen Bruttoeinkommen von 1.890 Euro brutto liegt. Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld sind darin bereits berücksichtigt. Noch wesentlich brisanter sind die Zahlen für weibliche Vollzeitbeschäftigte. Von 15.987 Frauen mit einer Vollzeitstelle arbeiten 6610 oder 41,3 Prozent unterhalb der westdeutschen Niedriglohnschwelle.
Selbst von den Frauen mit abgeschlossener Berufsausbildung befinden sich 36 Prozent unterhalb der Niedriglohnschwelle.
Mit Blick auf die aktuelle politische Diskussion über Altersarmut machen DGB- Kreisvorsitzender Franz Beiwinkel und Regionssekretär Horst Raupp deutlich: „Hungerlöhne führen zu Armutsrenten. Wenn es nicht endlich gelingt, prekäre Beschäftigung zurückzudrängen, den Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen zu stoppen, einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn durchzusetzen und das Rentenniveau mindestens auf dem jetzigen Stand zu stabilisieren, wird Altersarmut für viele jetzt arbeitende Menschen zu einem Massenphänomen zu werden, das bis weit in die Mittelschicht hinein reicht“.
Scharf kritisiert der DGB Bergstraße, dass CDU und FDP im Bund und in Hessen jede Initiative gegen Lohndumping abgelehnt haben. Mit einer bundesweiten Kampagne „Gute Arbeit – Sichere Rente – Soziales Europa“ wollen der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften einen Politikwechsel durchsetzen: „Es muss endlich Politik für die Mehrheit der Menschen gemacht werden statt Politik für Banken, Konzerne, Reiche und Superreiche“.
(Text: Franz Beiwinkel, Foto: pixelio.de)

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