Bürger klagen über zu wenige Ampelanlagen

Bürger klagen über zu wenige Ampelanlagen

Es war bereits die zweite Bürgerversammlung in diesem Jahr, zu der die Vorsitzende der Gemeindevertretung, Beate Dechnig, eingeladen hatte. Nach der sehr gut besuchten Versammlung in Gadernheim zum Thema erneuerbare Energien ging es diesmal im Saal der „Traube“ in Reichenbach um ein Verkehrskonzept für die Gesamtgemeinde mit dem Schwerpunkt B 47. So groß wie beim Energiethema war die Resonanz diesmal nicht, aber es wurde nicht weniger intensiv diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass die Verkehrsthematik auch viel mit Emotionen zu tun hat und die Fakten mit der gefühlten Problematik nicht unbedingt deckungsgleich sind.

Weniger kracht es nur in Biblis
Ein nüchterner Beleg dafür ist die in der Versammlung vorgelegte Unfallstatistik des vergangenen Jahres im Kreisgebiet. Da steht Lautertal nämlich nahezu an letzter Stelle. Mit rechnerisch 6,93 Unfällen je 1000 Einwohner kam es in den 22 Bergsträßer Kommunen lediglich in Biblis (6,77) zu weniger Unfällen. Spitzenreiter in der Statistik ist Hirschhorn mit mehr als dreimal so viel Unfällen (22,34).
Auch bei den Unfällen mit Personenschaden bleibt Lautertal mit 1,70 pro 1000 Einwohner am unteren Ende. Besser schneiden nur Groß-Rohrheim (1,63) und Grasellenbach (0,81) ab.
Dennoch war den Beiträgen der Bürger zu entnehmen, dass generell zu schnell gefahren werde und mangels entsprechender Überwege oder Ampeln das Überqueren der B 47 sowohl für Kinder als auch für Senioren lebensgefährlich sei.
Speziell für Gadernheim, insbesondere auch hinsichtlich des Schulwegeplans, wurde kritisiert, dass es für die gesamte Ortsdurchfahrt auf einer Länge von etwa zwei Kilometern nur eine Ampel gebe. Verkehrszählungen, so Ortsvorsteher Jürgen Machleid, seien nicht hilfreich, da sie offenbar nicht die erforderlichen Zahlen erbringen. Dennoch habe man einen Brennpunkt und fordere einen ampelgesicherten Überweg. Von einem sicheren Schulweg könne in Gadernheim keine Rede sein, so ein Bürger.
Dass behördliche Vorgaben bei der Einrichtung von Ampeln den Erfahrungen vor Ort widersprechen, machten auch die Bürger aus Schmal-Beerbach und Wurzelbach deutlich. Keine Straße im Lautertal habe morgens und abends so viel Durchgangverkehr wie diese Landesstraße, die durch Wurzelbach und Schmal-Beerbach führe. Dazu kämen noch chaotische Parkplatzverhältnisse.
Zu Irritation führten unterschiedliche Aussagen bezüglich der Realisierung von Fußgängerüberwegen, auch wenn der Baulastträger – bei Bundes- und Landesstraßen ist es das frühere Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV), heute Hessen mobil – aufgrund der ermittelten Zahlen die Finanzierung ablehnt.
Laut Bürgermeister Jürgen Kaltwasser könne die Gemeinde nicht aktiv werden, auch wenn sie Kosten für einen Fußgängerüberweg komplett übernehmen würde. Allerdings lag den Vertretern aus Schmal-Beerbach ein Schreiben des (damals noch) ASV vor, wonach nur die Finanzierung, aber nicht die Baumaßnahme selbst abgelehnt wurde.
Dass es auch helfen kann, sich an den ADAC zu wenden, machte eine Vertreterin der Grundschule Elmshausen deutlich. Nach Einschaltung dieses Interessenverbandes habe man den bis dato erfolglos geforderten Überweg erhalten.
In diesem Zusammenhang wurde aus der Versammlung kritisiert, dass weder seitens des Ordnungsamtes, noch von Hessen mobil ein Vertreter anwesend war, der zu Fachfragen hätte Auskunft geben können. Laut Beate Dechnig sei Hessen mobil eingeladen worden, doch komme die Behörde erst, wenn es um konkrete Projekte gehe.

Geänderte Meinung zu Kreisel
Bezüglich der Verkehrsproblematik in Schmal-Beerbach wurde auch das Thema Kreisverkehr angesprochen. Diese Variante, so Bürgermeister Kaltwasser, sei vor Jahren vehement von der Gemeinde gefordert, aber vom ASV abgelehnt worden. Diese Einstellung habe sich heute aber geändert.
Hingewiesen wurde vom Rathauschef auch auf die neutralen Zahlen der Unfallstatistik und die individuelle Wahrnehmung. Die gefühlte Geschwindigkeit sei oft eine andere, als das tatsächlich gefahrene Tempo.
Auch sei es für eine Kommune schwierig, wenn es zunächst Demonstrationen gegen Schlaglöcher auf den Straßen gebe und nach deren Beseitigung und einer kostenintensiven Straßensanierung Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung gefordert werden. Deutlich machte die Diskussion, dass nicht nur entlang der B 47 sondern auch in den Seiten- und auf den Landesstraßen, Konfliktpotenzial vorhanden ist. Auch die Kuralpe mit dem massiven Ausflugsverkehr am Wochenende nicht vergessen werden darf. Für den Vorsitzenden des Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschusses, Frank Maus, bestätigte das den einstimmig getroffenen Beschluss zur Erstellung einer Gesamtkonzeption für das Lautertal. js
2. April 2012

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