Lautertaler Grüne sehen Wohlleben-Angebot positiv

„Mit großem Interesse“ haben die Lautertaler Grünen das Pachtangebot von Wohllebens Waldakademie für den kommunalen Felsbergwald gelesen. 1,3 Millionen Euro werden der Gemeinde Lautertal als Pachterlös für das Naturschutzgebiet Felsbergwald angeboten. Dafür würde die Waldakademie rund 100 Hektar Gemeindewald am Felsberg bei Reichenbach für 50 Jahre übertragen bekommen. Dort soll dann die Bewirtschaftung weitgehend eingestellt werden, um einen Naturwald zu schaffen.

„Das ist ein Angebot, das nicht einfach vom Tisch gewischt werden kann“, schreiben die Grünen. Hierfür spreche gleich ein ganzes Bündel an Gründen. „Oft wird versucht, Naturschutz und Wirtschaftlichkeit gegeneinander auszuspielen. Hier erkennen wir aber eindeutig, dass ein Plus an Naturschutz ein noch größeres Plus an finanzieller Unterstützung für die Gemeinde möglich macht“, sagte der Gemeindevertreter Olaf Harjes.

Die Gemeinde erlebe die gleichen belastenden finanziellen Einbußen, die die wirtschaftliche Situation in ganz Deutschland belaste: Inflation, galoppierende Energiekosten, steigende Zínsen. Investitionen der Gemeinde unter anderem in die Wasserversorgung und die Kindergärten würden viel Geld kosten. Umso erfreulicher sei es, wenn eine „Finanzspritze in Millionenhöhe“ in Aussicht stehe. „Dieses Angebot muss daher vorurteilsfrei geprüft werden“, so Harjes.

Die Grünen betonen den besonderen Wert des Naturschutzgebietes am Felsberg. Gemeindevertreter Jörg Gebauer bezeichnete den Felsbergwald als „Schutzgebiet europäischen Ranges. Das trifft auf kein anderes Waldstück in Lautertal zu. Das Engagement der Beedenkircher und Elmshäuser Ortsgruppen des Naturschutzbundes, das auch von umliegenden Naturschutzgruppen unterstützt wird, hat uns zweifelsfrei gezeigt, dass der Felsbergwald mehr Schutz braucht, als er bis jetzt bekommt.“ Bei naturschutzfachlichen Führungen sei zu erkennen gewesen, dass die Auszeichnung Naturschutzgebiet viel weniger Schutz bringe als man landläufig denkt.

„Die langen Hitzesommer erzeugen großen Stress im Wald. Wenn dann durch Holzwirtschaft noch das schattenspendende Kronendach aufgerissen wird, sorgt die Sonne für walduntypische Bodenaustrocknung. Zusätzlich werden halbwüchsige Bäume ringsum dann oft so geschädigt, dass sie absterben“, sagte Gebauer.

Ausschuss-Sitzung am Dienstag

Am kommenden Dienstag, 17. Januar, wird sich der Umweltausschuss der Gemeindevertretung allgemein mit dem Wald aber auch mit dem Pachtangebot für den Felsbergwald befassen. Der Ausschuss tagt ab 18.30 Uhr im Rathaus in Reichenbach und wird von Revierförster Robin Töngi den Waldwirtschaftsplan 2023 vorgestellt bekommen und sich über die nächste Forsteinrichtung – die mittelfristige Planung für die Forstwirtschaft ab 2024 – informieren.

Fraktionsvorsitzender Frank Maus kündigte an „genau hinzuhören“, wenn Vertreter von Wohllebens Waldakademie das Pachtangebot im Ausschuss vorstellen. „Denn im Felsberg gibt es Besonderheiten, die beachtet werden müssen.“ So wollen die Grünen wissen, ob sich der Tourismus am Felsenmeer und die Idee eines Naturwaldes, der nicht mehr bewirtschaftet wird, im Wege stehen. „Dort wo die meisten Besucher unterwegs sind, wird es wohl auch künftig eine Wegesicherung brauchen“, so Maus.

Weiter wollen die Grünen in Erfahrung bringen, ob trotz eines Naturwaldes die Wanderwege frei gehalten werden, zum Beispiel für die Rettungsdienste. „Wenn das Naturwaldprojekt auf solche ortstypischen Belange konstruktiv eingeht, gibt es keinen sachlichen Grund, das Angebot abzulehnen. Hier können der Naturschutz und die Gemeindekasse gewinnen“, sagte Frank Maus. Die Gemeinde müsse dann „den Mut aufbringen, neue Wege zu gehen“. Nach Ansicht der Grünen kann die Kommune es nicht „überhaupt nicht leisten, ein Angebot auszuschlagen, „das uns ein Vielfaches von dem einbringt, was durch die Holzwirtschaft überhaupt jemals zu erzielen wäre“.

Es werde bereits wieder über eine Erhöhung der Grundsteuer nachgedacht, sollte die angespannte wirtschaftliche Lage fortbestehen. Da könne man nicht einfach so auf 1,3 Millionen Euro verzichten. Nach Berechnungen der Grünen entspricht die angebotene Pachtsumme rund 300 Prozent des Wertes eines möglichen Holzeinschlages in den kommenden 50 Jahren. Eine Steuererhöhung sei den Bürgern kaum zu vermitteln, wenn gleichzeitig das Angebot der Waldakademie abgelehnt werde.

Die Grünen warnen in dem Zusammenhang vor einem „gefährliches Gerücht“, das derzeit die Runde mache. Es werde der „Irrtum“ gestreut, dass durch das Naturwaldprojekt im Felsbergwald Privatwaldbesitzer quasi enteignet würden und in ihren Waldstücken kein Brennholz mehr schlagen könnten. „Dies ist schlicht und ergreifend falsch“, so die Grünen. Das Pachtangebot beziehe sich auf den Teil des Felsbergwaldes, der sich in kommunaler Hand befinde. Privatbesitzer könnten wie bisher ihr Brennholz aufbereiten.

Info: www.wohllebens- waldakademie.de

Quelle:https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lautertal_artikel,-lautertal-lautertaler-gruene-sehen-wohlleben-angebot-positiv-_arid,2039045.html

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